Masterplan Neue-Mitte

Im April 2022 hat die Verwaltung der Stadt Oberhausen den lang erwarteten „Masterplan Neue Mitte“ vorgestellt. Dieser vor einigen Jahren an das Planungsbüro „Albert Speer und Partner“ beauftragte Plan soll strukturell die Eckpunkte um die Entwicklung der „Neuen Mitte“, also das Gebiet rund um das alte Stahlwerksgelände und das CentrO, setzen und eine Erschließung des Geländes strukturieren. Die Freien Demokraten begrüßen diese Planungen und halten einen „Masterplan“ für dieses Gebiet für sehr wichtig, damit die Entwicklung in sinnvolle Bahnen gelenkt werden kann und somit Elemente wie Wohnen, Einkaufen, Freizeit, Arbeit und Bildung harmonisiert entstehen und auch die notwendige Mobilitätsplanung sinnvoll dimensioniert wird.
Nach der Präsentation des Plans durch AS+P bleiben für uns allerdings sehr wichtige Fragen offen bzw. Kritikpunkte stehen, die unserer Ansicht nach dringend nachgearbeitet werden müssen. Natürlich ist uns bewusst, dass dieser Plan kein Detailplan ist, sondern die Entwicklung der „Neuen Mitte“ über die nächsten Jahrzehnte begleiten soll. Wir wollen bei unseren Anmerkungen nicht zu kleinteilig werden, da viele Dinge auch noch in Zukunft flexibel ausgestaltet werden können. Allerdings möchten wir auf der Metaebene verschiedene strukturelle Punkte ansprechen, die für uns nicht in die korrekte Richtung gehen.
Unter diesen Voraussetzungen ergeben sich für uns zunächst 7 Punkte, denen wir bei der Ausgestaltung des Plans gern mehr Gewicht verleihen wollen.
- Die Planungen in einzelne Quartiere (Wohnen, Einkaufen, Freizeit, Innovation) erscheint uns eher klassisch denn modern urban. Warum wird nur „im Randbereich“ gewohnt und nicht urban gedacht? Hier sei das Stichwort der Funktionsmischung genannt. Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Handel müssen in einer Symbiose ineinandergreifen. Bei anderen vergleichbaren Entwicklungsplänen sind innovative Ideen eingepflegt worden, wie z.B. die Möglichkeit, auf den Dachflächen großflächiger Malls und Parkhäuser Wohnraum und Freizeitraum zu etablieren. Warum werden in diesem Plan alle Verwendungsarten räumlich getrennt? Wie kann das Projekt künftig engmaschiger begleitet werden, um solche grundsätzlichen Entwicklungen früher abzustimmen?
- Vor einer Beschlussfassung durch die politischen Gremien der Stadt sollte ein so umfangreiches Konzept dringend mit allen relevanten Stakeholdern aus Stadt, Wirtschaft, Verbänden und Bevölkerung diskutiert und nicht nur präsentiert werden. Aus dem vorgestellten Konzept geht nicht en Detail hervor, welche Institutionen bei der Erstellung Anregungen gegeben haben.
- Gerade in Bezug auf die Mobilität wäre es wichtig, mit allen betroffenen Interessensgruppen zu sprechen. Die Lösung, nur zwei Straßen zur Entlastung des Individualverkehrs anzupassen, erscheint uns zu wenig. Auch wenn der Hinweis sicherlich richtig ist, dass in einigen Jahrzehnten der motorisierte Individualverkehr nicht mehr dieselbe Rolle spielen wird, ist er jetzt und auf dem Weg in die Zukunft noch wichtig. Einen Zusammenbruch des Verkehrs in Stoßzeiten zu vermeiden, muss bei der Planung eine wichtige Rolle spielen. Niemand weiß, wie der Individualverkehr in 30 Jahren aussieht und ob bzw. wie viel dieser auch ohne Verbrennungsmotoren noch Straßenplatz benötigt. Die Etablierung eines „Mobility Hub“ in Verbindung mit einer Seilbahn, die Schaffung der Straßenbahnlinie und eine Haltestelle der Regionalbahn sind sicherlich gute Ideen, deren Ausgestaltung hier aber nicht zu Ende gedacht ist. Da ist ein begrünter „Boulevard“ wohl eher Wunschdenken als großer Wurf. Hier fehlen schon heute belastbare Zahlen über Verkehrsaufkommen und der lange erwartete Masterplan Verkehr (Mobilitätskonzept). Wie wird die Übergangszeit bis zum Ende der Entwicklung aussehen?
- Ist der „Stadtteil Neue-Mitte“ als einzelnes Leuchtturmprojekt gedacht oder ist eine Integration in die Metropole Ruhr vorgesehen? Wie war die Zusammenarbeit mit dem direkten Anrainer, der Stadt Essen? Sind Vertreterinnen und Vertreter der Nachbarstadt innerhalb unserer Metropolregion einbezogen worden? Gerade in der Entstehung eines neuen Stadtteils und der Idee einer großen Metropole Ruhr wäre ein gemeinsamer Weg wünschenswert (Lückenschluss 105, Seilbahn und Regionalbahnhalt).
- Wie kann in diesem Projekt die Synchronisation regionaler Prozesse mit einbezogen werden? In wie weit können kommunale Entwicklungen mit berücksichtigt werden? Wir denken hier z.B. an die Integration weiterer Masterpläne, kommunaler Bauvorhaben, Förderungen und Stadtentwicklungsstrategien. Wie sieht die Integration der Beschlusslage zur Thematik „Central-Park“ aus, welche 2021 im Rat der Stadt beschlossen wurde? Wie integriert sich das Gesamtprojekt zusätzlich in das Mobilitätskonzept bzw. in das Nahmobilitätskonzept Alt-Oberhausen? Hier fehlen die Schnittpunkte, natürlich durch den Umstand bedingt, dass bei Auftragsvergabe diese Planungen noch nicht abgeschlossen waren.
- Die architektonische Qualität des „CentrO“ sollte künftig für weitere Bauten in dem Planungsgebiet als Beispiel gelten. Das CentrO ist massiv gebaut, dies sollte sich auch im Masterplan und in dem Stadtteil deutlich wiederfinden. „Blechhallen“ passen schlichtweg nicht in das Gesamtbild. Wieso finden sich bisher keine Gestaltungsstandards in diesem Masterplan wieder?
- Die Lebensqualität steigernde Elemente wie Sportanlagen, Vereinsräume, Kindertagesstätten, Schulen, ggf. ein Gemeindehaus und Begegnungsstätten müssen aus Sicht der Freien Demokraten in die weitere Planung mit einbezogen werden, damit sich hier auch tatsächlich ein lebenswerter, moderner und urbaner Stadtteil entwickeln kann.